
Wenn der Körper erkrankt, ist der Darm schon lange krank
Der Darm als unser zentrales Wohlfühlorgan ist für den Menschen von grosser
Bedeutung.
Aus eigener Erfahrung weiss ich heute, wie wichtig der Darm für unser Wohlbefinden
ist. Ungleichgewichte im Darm können zu Intoleranzen und Allergien gegenüber
Nahrungsmitteln führen. Weitere Beschwerden wie z.B. Störungen im Bereich der
Vaginalflora oder dem Hormonsystem können hinzukommen, was eine direkte
Auswirkung auf unser körperliches, seelisches und geistiges Wohlbefinden hat.
Zusatzstoffe in der Nahrung, proentzündliche Substanzen, Schadstoffe, Pestizide,
Antibiotika sowie Hormone und Medikamentenrückstände im Trinkwasser aber auch
übermässige Hygiene und Stress führen zu latenten Entzündungen und bringen die
Darmbesiedlung durcheinander.
Im Darm leben 38 Billionen Bakterien und diese sind maßgebend, ob wir gesund
bleiben oder krank werden.
Wie diese sich in ihrer Art und Menge zusammensetzen, hat grossen Einfluss auf
unsere Gesundheit und ist nicht nur bei Darminfektionen Ursache von Krankheiten.
Ein besonders artenreiches Darmmikrobiom hat gesundheitsfördernde Wirkungen
und viele Erkrankungen gehen mit einer Abnahme der Diversität oder Artenvielfalt
der Bakterien im Darm einher.
Umgekehrt gibt es Bakterienzusammensetzungen, für die ein Zusammenhang mit
ganz verschiedenen Erkrankungen hergestellt wurde, die von Diabetes und Fettleber
bis zu Depression und Alzheimer-Demenz reichen. Im Verdauungstrakt wird eine
Vielzahl beruhigender und stimmungsaufhellender Hormone gebildet. Ist die
Darmflora in ihrer Zusammensetzung gestört, hat das direkte Auswirkungen auf
deren Produktion. Der Zusammenhang zwischen psychischer Belastung und Darmproblemen ist unter dem Begriff Psychosomatik bekannt. Man geht davon aus, dass sich die Darmprobleme von alleine wieder regeln, sobald sich die psychische Belastung nach Therapie reduziert hat. Der Einfluss der Darmgesundheit auf die psychische Stabilität eines Menschen ist im Vergleich zum psychosomatischen Zugang noch recht wenig bekannt. So kommt es, dass Menschen ohne ersichtlichen Grund über Jahre mit psychischen Problemen zu kämpfen haben, weil der Zusammenhang zwischen ihren Ängsten und Depressionen und dem Darm nicht erkannt wird.
Die Zusammensetzung des Mikrobioms ist von unterschiedlichen Faktoren abhängig.
Einerseits ist die Mischung der Bakterienarten des Menschen erblich bedingt und
kann fast als persönlicher Fingerabdruck angesehen werden. Andererseits führt
schon ein zweiwöchiger Auslandsaufenthalt in Vietnam oder Mexiko aufgrund der
andersartigen Ernährung zu starken Änderungen des Mikrobioms, die sich allerdings
nach der Rückkehr in die vertraute Umgebung schnell zurückbilden. Andere
bekannte Einflussfaktoren für die Zusammensetzung des Mikrobioms sind die
Präferenz des Essens, etwa tierische Proteine oder vegane Kost, Tabakrauchen,
Alkoholkonsum oder bestimmte Medikamente.
Fakten zum Darm und dem Verdauungsvorgang
- Der Darm gehört gemeinsam mit Mund, Gallenblase, Leber und
Bauchspeicheldrüse zum Verdauungstrakt.
- Auf einer Gesamtlänge von etwa neun Metern zersetzt der Darm die
aufgenommene Nahrung, nimmt die vom Körper benötigten Nährstoffe über
die Darmwände auf und scheidet die nicht verwertbaren Anteile wieder aus.
- Die allerwichtigsten Verdauungsvorgänge spielen sich im Dünndarm ab. Dort
werden Nährstoffe aus der Nahrung aufgenommen und an die Blutbahnen
abgegeben.
- Aus dem Magen erreicht der Nahrungsbrei über den Magenausgang
den Zwölffingerdarm. Gemeinsam mit Leer- und Krummdarm bilden sie den ca.
5.5m langen Dünndarm.
- Zu Beginn neutralisiert der Zwölffingerdarm die Magensäure (pH-Wert von 2)
im Nahrungsbrei, da die Magensäure den Darm sonst verätzen würde. Nur im
Magen selbst kann die Magensäure schadlos ihre Funktion erfüllen, ohne
andere Zellen zu beschädigen. Proteine werden schon im Magen vom Enzym
Pepsin gespalten. Fette und Kohlenhydrate bleiben in ihrer molekularen
Struktur erhalten.
- Durch die Bauchspeicheldrüse gelangt täglich etwa ein Liter
Verdauungssekret in den anschließenden Leerdarm. Hier beginnt die Spaltung
von langkettigen Fetten und Kohlenhydraten in ihre Grundbestanteile; die
Spaltung der Eiweiße wird fortgesetzt.
- Die Darmwand nimmt die Grundbestandteile auf und leitet sie in den
Blutkreislauf. Auch Gallenblase leitet Flüssigkeit ein. Gallenflüssigkeit hilft bei
der Spaltung von Fetten (Lipasen), enthält aber auch das Abbauprodukt
Bilirubin, das auf diese Weise über den Darm ausgeschieden wird.
- Im anschließenden Krummdarm (2,5m lang) wird dem Stuhl dann ein Großteil
seiner Flüssigkeit wieder entzogen. Einerseits die Flüssigkeit aus der Nahrung,
aber auch jene aus Speichel, neutralisierter Magensäure und
Verdauungssekreten.
- Auf diese Weise resorbiert der Körper mehrere Liter Wasser am Tag - die
Flüssigkeit aus der aufgenommenen Nahrung noch nicht mit eingerechnet.
Zusätzlich findet im Krummdarm auch die Aufnahme von Vitamin B12 statt,
welches für die Zellteilung eine enorme Bedeutung hat.
- Der Dünndarm geht bei der Bauhinklappe in den Dickdarm über.
- Damit die Resorption im Dünndarm optimal von statten geht, ist die
Oberfläche des Dünndarms durch Falten und Zotten um ca. 200
Quadratmeter vergrössert. Diese ist von einer Schleimhaut umgeben, welche
durch spezielle Transportmechanismen die Nährstoffe in die Dünndarmzellen
schleust und sie so dem Organismus zur Verfügung stellt. Gleichzeitig hält sie
giftige Abfallprodukte im Innern des Darmes zurück. An der Zersetzung bzw.
Aufspaltung der Nahrung sind Mikroorganismen (Bakterien) entscheidend
beteiligt.
- Mit einer Länge von 1,5m ist der Dickdarm deutlich kürzer als der Dünndarm.
- Alle Essensreste und Abfallprodukte, die nicht vom Dünndarm aufgenommen
werden können, werden in den Dickdarm abgegeben.
- Er wird in drei wesentliche Abschnitte unterteilt: Blinddarm, Grimmdarm und
Enddarm.
- Der Blinddarm (5-10cm lang) befindet sich unweit des Übergangs vom Dick- in
den Dünndarm. Das "blind" ist bezogen auf die besondere Eigenschaft, denn
gewissermaßen endet der Blinddarm mit dem Wurmfortsatz als "Sackgasse".
Die Funktionen sind bis heute noch nicht vollends geklärt. Bei einer
Blinddarmoperation wird nicht der Blinddarm sondern der Wurmfortsatz
rausoperiert.
- Der Grimmdarm ist mit 1,2m der verhältnismäßig längste Abschnitt im
Dickdarm. Er ist von vielen Darmbakterien besiedelt die, die Essenreste noch
vollends zerlegen. Hier wird dem Stuhl Wasser entzogen und in die endgültige
Konsistenz verdickt.
- Im Enddarm (15cm lang) kann der Stuhl solange gespeichert werden, bis sich
eine grössere Menge angesammelt hat. Dies ermöglicht eine regelmässige,
aber keine permanente Defäkation.